Stirnimann Franz

Stirnimann Franz

«...Die Motive der Eisenplastiken sind wie jene der Bilder geprägt von einer beunruhigenden Dimension. Eigenwillig und nachdrücklich wird uns das Drama der menschlichen Existenz vor Augen geführt...»

Franz Stirnimann war Unternehmer, Maler, Eisenplastiker. Die Bilder und Skulpturen die der Künstler in seinem Atelier in Olten und Basel über eine 60-jährige Schaffensperiode realisierte, stellte er selten oder gar nicht aus. So ist Sti, wie der Künstler seine Werke signierte, ein Unbekannter geblieben. In eindringlicher Weise führt der Künstler eine Welt voller unbestimmter Sehnsucht und Einsamkeit vor. Die Protagonisten seiner Bilder sind aus verschiedenartigen anthropomorphen Elementen aufgebaut.

In leeren Landschaftsräumen oder vor harte, schattenlose Architekturen gesetzt, finden die Figuren kein Zueinander. Sie wirken eigentümlich fremd und isoliert. In den abstrakten Kompositionen, in denen die Bearbeitung der Materialfläche das eigentliche Bildthema darstellt, ist die Atmosphäre heiterer.

Mit zähflüssiger Spachtelmasse strukturierte der Künstler die Oberflächen, mischte in viele Hintergründe Sand, Kies oder Steine und arbeitete sie zu vielfältigen Variationen aus. Auf freskenhaften Untergründen formte er mit Materialfäden dichte Geflechte von grosser Zartheit, und akzentuierte gewisse Partien mit Farbe. Aus manchen dieser filigranen Texturen lösen sich Phantasiegestalten, die als Chiffren der Existenz, als Zeichen der Hoffnung und der Lebensfreude aber ebenso der Bedrohung, des Alleinseins, des Schmerzes gedeutet werden können.

Der Maler Franz Stirnimann war auch Eisenplas­tiker. Er beherrschte den Dialog zwischen den Gattungen. In der abstrakten «Komposition 62», 1969, oder in dem überlebensgrossen, aus flachen Metallplatten und mit reliefierten Kanten konstruierten Figurenpaar «Totem, 1969», beide installiert im Skulpturenpark, treffen wir auf die charakteristischen Sujets des Künstlers.

Die verletzten Figuren mit den nach innen gerichteten Stacheln und Zacken, die sich auf dünnen Beinen in prekärem Gleichgewicht halten, begegnen uns auch in den Darstellungen der Fetischfiguren im artpavillon-st-urban, die der Künstler aus hunderten von handgeschmiedeten Nägeln komponiert hat. Die Motive der Eisenplastiken sind wie jene der Bilder geprägt von einer be­unruhigenden Dimension.

Kathrin Frauenfelder, Kunsthistorikerin, Zürich, Schweiz

artist-in-residence

art-st-urban ist ein unabhängiges, einzigartiges Kunstzentrum, privat finanziert. Angeschlossen ist der Verein "Artist in Residence Förderprogramm Young Artist".

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